Das Gedicht

Die Frage: Was ist ein Gedicht?
Was gibt ihm Glanz und Wumms – was nicht?
Zu klären ist das gar nicht leicht
Und vielen bleibt es unerreicht.

Die Lyrik einst, sie war famos/
Die Worte schick, die Wirkung groß.
Der Dichter liebt‘ den Hexameter
Wer nicht, galt rasch als ein Verräter.
Und wurd‘, poetisch uncharmant,
klassifiziert als Ignorant.

Vom Jambus und auch vom Daktyl
War oft die Rede/ Und auch viel
Von Regeln, die den Alten heilig
Doch wurd‘ es dann auch schnell kleinteilig.

Moderne Lyrik ist chaotisch
Man dichtet kühn, schon fast despotisch
Und biegt die Rhythmen hin und her
Trochäus kreuz, Anapäst quer.
Voll expressiv, ganz, wie man’s mag
So geht’s den lieben langen Tag.

Tja – nun seh‘ sich einer diesen Stuß an
Nur
Unter’nander
Schreiben
Können
Muss man.

Ralf Hoppe