Meine Licht- und Klangobjekte sind gleichfalls Zeichnungen, gleichfalls Mischtechnik auf Acryl; der Unterschied liegt in dem, was ich damit mache, damit anstelle. Denn ich spiele damit, nehme die Zeichnung als Ausgangspunkt und baue sie in eine Art Kasten, in eine Rahmenkonstruktion ein – und mache sie dadurch zu Objekten, zu Bildern, die zum Betrachter in mehr als einer Sprache sprechen.
Die durchsichtige oder halbdurchsichtige Acrylplatte birgt den Vorteil, dass ich sie von zwei Seiten bearbeiten kann, von „vorne“ (wenn man überhaupt von vorne und hinten sprechen will) zeichnend, von „hinten“ mit Collage oder Malerei. Bei Papier geht das nicht.
Aber bei Acryl kann ich dieses Spiel noch weiter treiben: Ich beleuchte die Acrylplatte von hinten, indem ich sie in einen kastenartigen Rahmen einhänge, und ich kombiniere das Licht mit Klängen, mit musikalischen Vignetten oder Klangminiaturen. Das klingt vielleicht verwirrend; ein Beispiel: Die Zeichnung eines Flügelhorns, seit kurzemn in Privatbesitz, in einer Größe wie eine Reklametafel, 6 zu 1 etwa, trägt den Titel „Cry me a river“, zu dem Jazzsong von Arthur Hamilton, 1953. Hierzu hat dann ein Freund, John Lahann, ein Hamburger Bassist, um die 20 Improvisationen eingespielt, auf dem Kontrabaß, auf dem E-Bass, auf dem Akustikbass, und jede dieser Miniaturen erklingt nicht länger als eine halbe Minute.
Solch eine kleine Improvisation ertönt, sobald man man die Beleuchtung einschaltet. Das Bild sagt gleichsam „Hallo“. Wie bei einer Spieldose oder einer Schmuckschachtel oder einem mit einer Spieluhr kombinierten Tischchen. Die Musik verklingt bald, die Hintergrundbeleuchtung des Bildes bleibt an, das Bild leuchtet von sich aus, solange, bis man es ausknipst, weil man zu Bett geht.
Ich mag die freundliche und originelle Wirkung, die ein solches Bild hat. Ich mag den kleinen Staun- und Aha-Effekt, wenn das Bild seine kleine Nachtmusik spielt, zugegeben: eine sehr kleine Nachtmusik. Ich mag die Kombinationen: Alles muss zusammenpassen: die Zeichnung, die Art der Beleuchtung, der Kasten (den ich aus Holz meist selbst baue), die Musik (die ich oft genug mit Musikern selbst einspiele). Und am ist das Ganze (mit Glück) mehr als die Summe seiner Einzelteile.
Noch eine Anmerkung zur Musik: Es kommt mir zugute, dass ich Jazz liebe und mein halbes Leben lang Klavier spiele, dass ich ab und zu mit anderen Musikern, mit Amateuren und Profis, spiele (im Studio oder bei uns im Wohnzimmer). Hier kommen einige der Klangideen her, die später in den Spieldosen oder Bild-Objekten verbaut werden.