Bilder
Diesem Überblick über meine künstlerische Arbeit sollten ein paar erklärende Sätze zur Seite stehen. Denn meine Bilder und Objekte sind auf den ersten Blick uneinheitlich; sie variieren im Sujet, im Stil, in der Technik und im Grad ihrer Abstraktion. Gleichwohl gibt es Verbindungslinien.
Beginnen wir vielleicht bei dem, was man auf diesen Seiten nicht sieht: bei den Zeichnungen, Skizzen, die ich in vielen Jahren und auf vielen Reisen, meistens als Reporter für Zeitungen und Zeitschriften unterwegs, anfertigte. Es kommen hier offengestanden ein paar Regalmeter zusammen. Denn ich hatte immer ein hübsches, stabiles Blanko-Büchlein dabei, für Aufzeichnungen, Interview-Notizen, aber auch für Zeichnungen. Sie entstanden aus Spaß, manchmal auch, weil ich abends im Hotelzimmer nichts Schöneres zu tun fand, sie entstanden zur Übung, als Gedächtnisstütze, um Eindrücke zu verarbeiten. Aber ich habe sie für mich selbst gemacht, nicht, um sie zu zeigen, und wenige dieser kleinen Blätter, weil mit Bleistift gearbeitet und nicht fixiert, sind im guten Zustand.
Aber diese Skizzen sind die Grundlage, sind der Ausgangspunkt wiederum für Zeichnungen, die ich seit einigen Jahren in Mischtechnik auf Acrylplatten anfertige und die Bestand haben. Es sind – überwiegend – sehr realistische, fast akademische Arbeiten, bei denen der Gegenstand in Perspektive, Verschattung und Form recht genau erfasst wird – aber dann auch wieder nicht. Denn ich lasse gelegentlich Hilfslinien stehen, Verläufe, Spritzer, Tropfen, Kratzer, integriere den Entstehungsprozess, um die vollkommene Scheinhaftigkeit der Arbeit wiederum zu brechen. Manche dieser Arbeiten werden von hinten beleutet, manche mit Klängen kombiniert. Mehr dazu unter dem Kapitel „Klangobjekte„.
Dann gibt es – immer noch realistisch gemalte – Bilder, Öl oder Acry auf Leinwand, Nessel, Holz, es gibt Assemblagen im Art-brut-Stil, es gibt Objekte und Plastiken, bei denen ich Ruppigkeit und Poesie in Einklang zu bringen versuche. Und dann gibt es, dies der nächste große Arbeitsbereich, abstrakte oder informelle Bilder, meist Mischtechnik auf Holz.
Hier ist jede Erkennbar oder das Bemühen darum aufgegeben, es soll nicht sein, im Gegenteil. Bei den informellen Arbeiten, die anknüpfen an die Malerei des vor allem amerikanischen abstrakten Expressionismus, aber auch an wunderbare Vorbilder wie Dubuffet, Nay, Tapies, Schumacher – und wie sie will auch ich Farbe und Linie, natürlich in meinem eigenem Stil, ganz empanzipieren von jedwedem Informationsgehalt. Hier geht es um das „Bild an sich“, um den malerischen Narrativ, der eben auch nur mit malerischen Mitteln und keinesfalls mit Worten zu erzählen ist. Ein bißchen mehr dazu einige Seiten weiter, im Kapitel „Abstrakte Bilder“.
Wie schon eingangs angedeutet: Meine künstlerische Arbeit variiert also stark – das finde ich weder besonders großartig noch schlimm. Für den Kunstmarkt, wie er heute funktioniert, indem er vor allem auf schnelle Erkennbarkeit setzt, ist es eher hinderlich; sei’s drum.
Es ist so, weil ich so bin. Eine Bekannte, auch eine Künstlerin, hat mal im verdrossenem Tonfall zu meiner Frau Claudia Spielmann, ebenfalls Künstlerin, gesagt: Bei Ralf weiß man nie, was er als nächstes macht. Das war als Kritik gemeint, aber es hat mir dann doch gefallen.
Ich spiele und experementiere gern, und ich bin sprunghaft, war es auch während meiner Zeit als Reporter: Wenn ich zum Beispiel ein Wissenschafts-Thema erschlossen und darüber einen Text verfasst hatte, Hirnforschung, um ein Beispiel zu nennen, dann wollte ich als nächstes unbedingt etwas ganz anderes machen. Wenn ich eine „harte“, politische Story, Bürgerkrieg in Thailand zum Beispiel, geschrieben hatte, nahm ich mir als nächstes ein möglichst heiteres Thema vor – die Maulwürfe in meinem Garten. Es hätte mich gelangweilt, zehn Texte hintereinander über Frankreich oder Tunesien zu schreiben.
So ist es auch in der Kunst. Zur Zeit arbeite ich im Atelier an einem abstrakten Bild, bei dem ich jedwede Ähnlichkeit mit der Wirklichkeit vermeide; und gleichzeitig zeichne ich, recht akribisch, ein Milchkännchen. Ein ziemlich großes Milchkännchen übrigens, etwa 60 Zentimeter hoch. Ich werde dafür Monate brauchen. Und kann gar nicht sagen, wie sehr ich mich darauf freue. An beiden Bildern arbeite ich gleichzeitig.
Für mich hat Kunst nichts zu tun mit Entweder-Oder, mit strengen Kategorien und Grenzen. Wenn ein Künstler sich sein Leben lang einem einzigen Sujet zuwendet und sich dies für ihn oder sie als richtig erweist – wunderbar. Für mich wäre das nichts. Die Welt ist zu interessant, um immer dasselbe zu tun, nur weil man’s ganz gut kann.
Indes gibt es – für mich jedenfalls, aber ich bin natürlich im Vorteil – viele Querverbindungen zwischen meinen Arbeiten. Dass der Betrachter oder die Besucherin in unserem Atelier (nach Anmeldung, bitte) diese Querverbindungen spürt, fühlt, wahrnimmt, würde mich freuen. Wie es mich insgesamt natürlich freut, wenn meine Arbeiten gesehen, verstanden, gemocht werden. Möge es so sein!
Und ich danke herzlich Dirk Elsässer von y-punto aus Conil für seine freundschaftliche und künstlerisch-kompetente Hilfe bei der Erstellung dieser Website – es war ein großes Vergnügen!